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  • AutorenbildTravis, Anja & Mel Schwendemann & Schönbächler

Tag 144, 07.10.23

Ein goldiger Silbertag

Mel:

Ich wache noch vor dem Wecker auf und bin bereits gespannt auf den heutigen Tag. Heute ist Silbertag, daher der zweitletzte Tag vor dem Ziel. Gut 22 Kilometer werden wir heute machen und bis nach Skarsvåg laufen. Dieses Dorf liegt ca. 15 Kilometer vor dem Nordkapp.

Aber toll ist vor allem eines, wir laufen heute den ersten Tag auf der Insel Magerøya. Wie wird das wohl sein und was für Wetterkapriolen hält sie heute für uns bereit?


Nach meinem gestrigen Spontanentscheid mit Anja zu gehen habe ich mir die verbleibende Route etwas genauer angeschaut und mit dem verglichen, was ich sonst gelaufen wäre. Überrascht hat mich, dass die geplante Strecke nicht gross anders ist von der Länge her. Sie ist einfach auf der Karte verschoben. Dies hat meinen Kopf doch sehr beruhigt.


Der heutige zweite Gedanke gilt dem Umstand, dass ich einiges an Gewicht verloren habe und viel Muskulatur aufgebaut habe. Toll wäre es, wenn ich fähig wäre diesen "Zustand" möglichst zu halten. Also mache ich mir konkrete Gedanken wie ich das machen kann, wenn ich wieder Zuhause bin. Am Ende ist mir klar, dass es nicht erst Zuhause beginnen kann. Ich muss so schnell wie möglich starten, in Aktion treten. Der Beschluss ist also schnell gefasst, wenn wir auf dem Schiff nach Trondheim sind, werde ich den Fitnessraum benützen.


Und dann geht die Morgenroutine los, bei der ich mir gerade bewusst werde, dass wir ab jetzt wieder jeden Tag eine richtige Toilette zur Verfügung haben werden. Ist das nicht toll?


Beim Aufbruch blicke ich ganz skeptisch zum Himmel. Er ist sehr freundlich und es geht kaum ein Wind. So geniessen wir das Laufen entlang des Hafens von Honningsvåg. Ich gewinne einen Eindruck vom Dorf (oder hier doch eine Stadt?) und freue mich dies dann am Montag nach dem Finale geniessen zu können.

Wir bewegen uns gerade aus den Häusern des letzten Dorfes, als eine Anzeigetafel vor Eisregen und starkem Wind warnt. Anja merkt absolut korrekt an, dass man dies gerade nicht spürt. Was ist es also, die Warnung von gestern oder für heute? Wir lassen uns überraschen.

Die Strasse führt uns alles entlang der Küste. Ich starre schon fast in die wunderschöne Kulisse. Was für ein Anblick.

Wir sind heute tatsächlich vom schönstem Wetter gesegnet. Die Leute sagen uns immer wieder, wir sollen die letzten Tage mit allem geniessen was sie bringen. Dies ist mir die letzten Tage nicht gelungen. Heute ist dies aber das Überwiegende. Ich geniesse den gesamten Tag in vollen Zügen. Sogar meine schmerzenden Fusssohlen ändern dies nicht.

Auch wenn ich mich wiederhole, es ist einfach nur schön und ich bin froh, dürfen wir den heutigen Tag nochmal so erleben.


Früher war ich der Meinung, Norwegen sei flach. Dies auch weil ich es so gehört hatte. Diese Reise hat mich definitv das Gegenteil gelehrt. Auch hier ganz im Norden, von dem man gerne sagt er sei flach, gibt es Berge. Die Kulisse hat es bereits bewiesen. Aber natürlich, im Gegensatz zur Schweiz sind diese "Berge", Hügel und damit flach. Denn sie sind im Durchschnitt gerade mal 250 Meter hoch. Aufgrund des Breitengrades jedoch herrschen hier Hochsgebirgs-Zustände. Also staune ich nicht schlecht, als wir die Insel queren, dass wir uns plötzlich auf einem Hochplateau befinden wie ich es nur über 3000 M.ü.M erwarten würde. Es ist einfach nur schön.

Bei der letzten Pause des Tages sitze ich auf meinem Rucksack und esse meine tägliche Nussmischung. Mein Gedanke: "Nur no morn." Ich mag die Nüsse zwar noch, aber nach gut fünf Monaten hab ich sie auch gesehen. Ebenso sind meine Füsse froh, wenn sie mal für länger Ruhe haben.

Wir gehen an der Kreuzung Richtung Nordkapp vorbei. Ich blicke der Strasse zum Ziel entlang und freue mich schon heute, morgen die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen (Obwohl da ein "Fussgänger verboten" Schild steht...).


Auch auf den letzten Metern bleibt die Umgebung wunderschön. Trotzem bin ich froh, als wir das Cabin entdecken, in dem wir heute nächtigen werden. Die Tür geht auf und mir kommt Wärme entgegen. Welch eine Wohltat.

Am Abend verfolgen wir gespannt das Tracking von Sandra. Sie ist nun ganz in der Nähe von uns. Obwohl wir sie ins Cabin eingeladen haben, bewegt sie sich weiter in Richtung Nordkapp. Will sie jetzt noch hochlaufen? Es fängt schon an dunkel zu werden und das sind nochmal 15 Kilometer... Dann gibt es lange keinen neuen Trackingpunkt mehr. Sie ist bei einem See. Ob sie das Zelt aufstellt? Doch nein, etwas später bewegt sie sich wieder und zwar unglaublich schnell. Wir vermuten, dass ihre Familie bereits hier ist und ihr den Rucksack abgenommen hat. Sie geht doch tatsächlich bis zum Nordkapp!!! Wahnsinn, was für eine Powerfrau!!! Wir sind mächtig stolz auf sie. Bravo! Sandra hat es bereits geschafft, sie hat durchgepowert.

So geht ein goldiger Silbertag zu Ende. Morgen sind wir an der Reihe.

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