Tag 73, 28.07.23
Querfeldein nach Gaundalen
Anja:
Das erste, was ich heute Morgen wahrnehme, sind die Regentropfen auf unserem Zelt. Und sogleich kehrt auch die Erinnerung zurück: in der Nacht sind Mel und ich zeitgleich aufgewacht wegen des Regens. Wie ich nun aus dem Zelt krieche, sind die Wolken zwar noch da, der Regen hat aber aufgehört. Sehr schön! Da alles nass ist, frühstücken wir trotzdem im Zelt. Dass mir ein mit Butter und Erdbeerkonfi beladenes Knäckebrot beim Reinbeissen auseinanderbricht und auf die Hosen fällt, sorgt für den ersten Lacher des Tages. Beim beklagenswerten Allgemeinzustand meiner Trekkinghose fallen die Flecken ehrlich gesagt kaum auf.
Das Zelt ist schnell abgebaut und wir sind unterwegs. Wie mein guter Freund Marco treffend bemerkt hat: lieber weglos als ausweglos. Zudem haben wir zwei wichtige Hilfestellungen: zum einen treffen wir immer mal wieder auf Trampelpfade (ob von Mensch oder Tier ist nicht immer klar) und zum anderen haben wir eine sehr gute Routenbeschreibung von Martin Kettler. Wie so viele andere NPL-Läuferi*nnen auch, orientieren wir uns an dieser. Tusen takk Martin 😘
Obwohl das Laufen auf dem sumpfigen Untergrund auch heute anstrengend ist, kommen wir gut voran. Aufgrund unserer neu entwickelten Leidenschaft (Sucht?!) für Moltebeeren heftet sich unser Blick immer wieder auf den Boden. Dabei entdecken wir einen ziemlich beeindruckenden Haufen:
Wir denken sofort an Bären. Dass in dieser Gegend Bären zu Hause sind, ist bekannt. Allerdings sind diese sehr menschenscheu; kaum jemand hat je ein Exemplar zu Gesicht bekommen. Also gehen wir fröhlich schwatzend weiter. Wenn uns die Tiere hören, sind sie vorgewarnt. Bei unserem nicht ganz frischen Duft werden sie uns jedoch eher riechen als hören...
Bald schon erreichen wir die Stelle, an welcher wir Stigåa furten müssen (dürfen). Das geht zwar nicht ohne trockene Füsse, macht aber tatsächlich Spass.
Gegen 14.00 Uhr taucht die angepeilte Brücke auf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Navigation funktioniert hat! Und das zweite Zeichen von Zivilisation am heutigen Tag.
Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Gaundalen. Der Hof liegt mitten im Nirgendwo, eine Strasse gibt es nicht. Dafür einen eigenen Flugzeuglandeplatz. Wir werden zuerst von zwei freundlichen Hundedamen und dann von der ebenso freundlichen Eldbjørg begrüsst. Unser E-Mail ist zwar nicht angekommen, aber wir können dennoch hier übernachten. Wunderbar! Wir freuen uns über ein Dach über dem Kopf sowie die super Trocknungsmöglichkeite für Kleider, Schuhe und Zelt. Zudem ist Gaundalen einfach unglaublich idyllisch gelegen. Hier ist die Welt noch in Ordnung - und unsere kleine Welt definitiv auch.
Dä Chili Hund chönd ihr heibringä😂😜 PS: dere er fantastike, fortsett med det🍀