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  • AutorenbildTravis, Anja & Mel Schwendemann & Schönbächler

Tag 45, 30.06.23, Anja

Starke Männer

Mein letzter Solo-Wandertag liegt vor mir. Wenn ich die gut 27 km gelaufen bin, werde ich in Vinstra ankommen. An dem Ort, an dem ich morgen Mel wieder treffen werde. Darauf freue ich mich schon sehr. Zunächst freue ich mich aber über das ausladende Frühstücksbuffet, mit welchem das Dalseter Fjellhotel aufwartet. Und wir sind gerade mal 5 Personen, die sich daran gütlich tun! Während ich mein erstes Croissant seit 7 Wochen geniesse, schaue ich zufrieden aus dem Panoramafenster. Es regnet. Sehr gut! Ich nicke dem Wetter aufmunternd zu. Alles, was jetzt vom Himmel fällt, kommt später nicht mehr runter.


Bis ich meinen Rucksack fertig gepackt habe und zwei letzte Fotos von der wunderschönen Aussicht aus meinem Zimmerfenster gemacht habe, hat es tatsächlich aufgehört zu regnen. Geht doch :)!

Bevor ich losgehe werfe ich wie üblich einen prüfenden Blick auf die heutige Route. Es passt perfekt: alles befestigte Wege. Nach den Regenmengen von letzter Nacht stehen die Wanderwege, welche immer wieder von "meiner" Schotterstrasse abgehen, allesamt unter Wasser. Deswegen verzichte ich dankend auf kleinere Abkürzungen. "Immer schön trocken bleiben" ist mein heutiges Motto.


Hierbei erhalte ich unerwartet Unterstützung von oben. Das Wetter hält sich nicht an die Prognose und schon bald zeigt der Himmel Spuren von blau. Beschwingt gehe ich zügigen Schrittes voran, höre Musik und singe laut mit. Hier ist eh niemand, der sich an den schiefen Tönen stören würde. Als plötzlich ein Hase aus dem Gebüsch bricht und in einem Mordstempo quer über die Strasse hoppelt, führe ich das nicht auf meine Version von "Bad day to be a beer" zurück. Sooo schlecht wars jetzt auch wieder nicht...

Nach gut 11 km habe ich zwei verschiedene Routenoptionen offen. In der Hoffnung auf Waffeln entscheide mich für diejenige, welche an einem Fjellhotel vorbeiführt. Dort angekommen trete ich in eine ziemlich pompöse Lobby, in der sich eine ganze Ansammlung von Menschen tummelt. Ein amerikanisches Stimmengewirr schlägt mir entgegen. Huch, so viele Menschen bin ich mir gar nicht mehr gewohnt! Während ich darauf warte, dass die Rezeptionistin ihr Gespräch beendet, werde ich von einem athletischen Mann angesprochen. Mein grosser Rucksack erweckt immer wieder Interesse. Ich erzähle ihm von unserer Tour. Als sich die Rezeptionistin schliesslich mir zuwendet, frage ich nach Kaffee und Waffeln. Zu meiner grossen Freude ist beides erhältlich. Sie zeigt mir, wo ich mir Kaffee nehmen kann. Die Waffeln wird sie dann nach draussen auf die Gartenterrasse bringen.


Also gehe ich erstmal raus und stelle meinen Rucksack bei einem Tisch ab. Als ich zwei Minuten später an der Kaffebar stehe, ruft mir ein amerikanischer Gast zu, er hätte sich um meine Rechnung gekümmert. Er findet es grossartig, dass ich durch Norwegen laufe. Ich solle mich mal drauf konzentrieren, frische Kräfte zu tanken. Er bezahle. Falls ich nach den Waffeln noch hungrig sei, soll ich einfach noch was bestellen. Ich sehe ihn erst ungläubig an und bedanke mich dann herzlich. Unglaublich nett!


Während ich die leckeren Waffeln geniesse, setzt sich ein anderer Mann zu mir. Auch er sieht aus, als würde er die Hälfte seiner Tage im Fitnessstudio verbringen. Unsere Unterhaltung bringt dann schnell Klarheit: er arbeitet für die grösste Sporternährungsfirma Norwegens. In den kommenden Tagen findet hier ein "Strong Men, bzw. Strong Women" Event und Wettkampf statt. Kein Wunder sind hier alle so stark!! Auch er findet meine Tour super und fragt, ob ich ihm ein 3-Minuten Interview geben würde. Ja klar, weshalb nicht?! Verschwitzt wie ich bin gebe ich wohl einen authentischen Eindruck ab. Nach dem lustigen Interview bittet er mich, kurz zu warten. Er verschwindet im Hotel und kommt dann mit 6 Power-Proteinriegeln und einem Shaker zurück. Jeder Riegel hat 400 Kalorien! So würde ich nicht verhungern... Lachend bedanke ich mich bei ihm und verabschiede mich dann von all den sympathischen starken Männern und Frauen.


Immer noch vor mich hin lachend nehme ich die letzten 10 km unter die Sohlen. Es geht nun abwärts, alles auf Asphalt. Unterwegs bedaure ich, kein Foto mit diesen wunderbaren Leuten gemacht zu haben. Das hätte ich euch jetzt gerne gezeigt!


Da sich am Himmel nun etwas Bedrohliches zusammenbraut, gebe ich Gas.

Bevor der Regen einsetzt, bin ich im Vinstra Hostel angekommen. Und einmal mehr beobachte ich den Regen durch eine Fensterscheibe und bin einfach nur glücklich, unterwegs zu sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass meine einzigen sauberen Kleider eine Thermoshose und ein farblich nicht passendes Merinoshirt sind.


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2 Comments

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Fee
Fee
Jul 01, 2023
Rated 5 out of 5 stars.

Soo cool. Ich werde das Interview dann mal suchen 👀 🔍 lass es dir schmecken 💪🏼

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anja.schoenbaechler
anja.schoenbaechler
Jul 01, 2023
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Es ist wohl auf TikTok zu finden 🍀😊. Und in einer gekürzten Fassung sollte es noch auf Instagram aufploppen ☺️

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