Travis, Anja & Mel Schwendemann & Schönbächler
Tag 25 & 26, 10.-11.06.23
Zwangspause
Mel:
Unser Bed & Breakfast ist laut Auskunft bei der Buchung komplett ausgebucht. Davon merken wir gar nichts. Denn wir sind praktisch die einzigen im Haus.
Gemütlich frühstücken wir und planen, was an unserem Ruhetag alles getan werden muss. Es soll das übliche Programm wie das Waschen und Einkauf werden. Ein Punkt jedoch war so nicht gedacht, freut uns jedoch enorm. Wir dürfen unsere Routenplanung nochmal anschauen. Die in Dalen neu erstellte Route ist nun allenfalls trotzdem nicht mehr aktuell, denn die Schneesituation in der östlichen Hardangervidda hat sich stark verändert. NPL-Läufer vor uns haben es gewagt und sind auf die Hochebene gegangen. Über diese habe wir nun Bilder und Eindrücke gewonnen, die uns aufzeigen, das eine Begehung tatsächlich möglich ist. Wir entscheiden uns schnell, dass wir durch die Hardanger gehen, zumindest bis Geilo, von dort jedoch wieder einen östlichen Kurs einlegen werden.
Ich bin überfroh, dass dieser Abschnitt nun doch möglich ist. Die Hardangervidda hat etwas Grossartiges an sich, was mich anzieht. Das Besucherzentrum am Vortag hat dies noch verstärkt.
Der Tag vergeht schnell, wir geniessen neben all dem Organisatorischen auch die Zeit und verweilen im Café bei Kaffee und Kuchen und gönnen uns mit Travis den Spass beim Wasserspiel. Die bisher gelaufenen totalen 364 Kilometer wollen gewürdigt werden.
Abends geniessen wir ein feines Dinner beim Chinesen und telefonieren noch mit unserer Freundin Judith. Wir freuen uns, dass es ab morgen nun endlich grundsätzlich auf Wanderwegen weitergeht.
Nun wie das Leben so spielt, wurde es dann doch anders. Bereits als ich mich ins Bett lege, merke ich, wie kühl ich habe. Das etwas kühle Gefühl entwickelt sich rasch zu einem intensiven Schüttelfrost. Mir ist überhaupt nicht gut. Zusätzlich ist das Hotel auch sehr unruhig, da die im Nachmittag eingetroffenen Norwegischen Gäste noch bis in die Morgenstunden feiern. Der übermässige Alkohlkonsum macht sich dann auch während der Nacht als unangenehme Geräuschkulisse bemerkbar. Von Schritten auf dem Gang mit Türgeräuschen, über dem Knallen, als ob jemand mehrmals aus dem Bett gefallen ist, und Brechgeräusche ist alles vorhanden.
Und ich versuche irgendwie mich selber zu managen und die Nacht gut zu überstehen. Ob es am Chinesen oder sonst an einem Infekt liegt weiss ich nicht. Oder doch ein heftiger Hitzeschlag?
Am morgen ist schnell klar, dass an einen baldigen Aufbruch nicht zu denken ist. Ich fühle mich einfach immer noch zu schlecht.
Ich gönne mir nochmal ein bisschen Ruhe und nehme eine Schmerztabletten gegen die Gliederschmerzen. Anja ist so lieb und führt Travis noch raus. Mein Herz will in die Hardangervidda, daher stehe ich um 10 Uhr auf und stelle mich unter die Dusche. Hier wird klar, dass das heute wohl nichts wird. Mein Kreislauf droht zu versagen und beinahe breche ich in der Dusche zusammen.
Beim anschliessenden Frühstück, bei dem ich mir irgendwie Energie zuführen will, streben widersprüchliche Gefühle auf. Kennst du das? Wenn der Kopf genau weiss, was zu tun ist und das Herz in eine komplett andere Richtung zieht? Hier ist das passiert, mein Kopf weiss, das ich in diesen Zustand kaum wandern kann. Mein Kreislauf kann nicht das kleinste bisschen Anstrengung vertragen. Mein Herz sagt jedoch, warte noch ein wenig und dann gehst du los. Endlich hoch ins Fjäll.
Die Entscheidung, die dann fällt, ist ein Vernunftsentscheid. Wir bleiben noch eine Nacht im Hotel und wollen morgen ins Fjäll.
Es wird also ein ruhiger Tag mit kleinen gemütlichen Spaziergängen, Abstecher auf den Spielplatz und Schuhgrössen-Vergleich zwischen Travis und Anja. Ich bin mir nicht ganz sicher, wer gewinnt.
Von mir auch gute Besserung, liebe Mel! Hoffentlich seid ihr jetzt in der Vidda unterwegs und genießt die Natur :)
Gute Besserung und hoffentlich einen erholsamen Schlaf, dass es morgen ausgeruht und gesund wieder weiter gehen kann.