Travis, Anja & Mel Schwendemann & Schönbächler
Tag 122, 15.09.23
Eiskalt
Mel:
Die Dærtahytta liegt in einem wunderbaren Licht, als ich heute zum ersten mal nach draussen gehe.
Es ist sehr kalt, entsprechend ist das Holz der gesamten Veranda vereist. Ebenso ist der Boden vom Frost weiss gehalten.
Nach dem gemeinsamen Frühstück, dem Packen und dem Reinigen der Hütte, geht es auch schon los. Ich weiss, dass es wieder gleich zu Beginn unserer Etappe eine Steigung hat, daher trage ich wieder nur Shirt und Fleece.
Schnell bin ich begeistert von den Zeugnissen an und auf den Pflanzen, dass es sehr kalt ist. Sogar kleinere Seen sind mit Eis überzogen.
Meine Gedanken wandern heute aufgrund der Kälte immer wieder zu den verbleibenden Etappen. Ich überlege mir, wie ich warm bleibe, was ich an meinem Rucksackpacken ändern muss um an die warmen Sachen zu kommen und wie unsere Tagesgestaltung sich ändern kann, damit ich am Lagerplatz nicht auskühle. Die Zeltnächte mit kalten Temperaturen machen mir keine Angst, schliesslich habe ich darin schon etwas Erfahrung gesammelt. Aber nach dem jetzigen Komfort fällt es mir nicht sehr einfach, mich für kalte Nächte im Zelt zu begeistern. Ich mache mir bewusst, dass ich mich einfach in die Situation „schicken“ muss, dann passt das schon.
Der Hauptaufstieg zieht sich über fünf Kilometer hin. Wir bewältigen auf dieser Strecke auch wieder viele kleinere und grössere Geröll- und Steinfelder. Diese sind aufgrund der Temperaturen heute mit grosser Konzentration und Vorsicht zu überqueren, denn sie sind meist mit Eis überzogen.
Am höchsten Punkt unseres Tages bietet sich uns wieder einmal ein wunderbarer Anblick. Hier machen wir auch eine kurze Pause, die jedoch kurz ausfällt, da der Wind hier ganz schön zieht.
Mit den Nordlichtern, die wir gestern bestaunen durften, ist für mich ein Punkt auf meiner Bucket-List erfüllt. Ein weiterer Punkt auf der Liste ist es, Greifvögel, vor allem den Adler in seinem natürlichen Zuhause beobachten zu dürfen. Bereits im Børgefjell haben wir vermutlich einen Adler erblickt, der war aber ganz schnell wieder verschwunden. Ich bin daher sehr glücklich, als wir bei einer weiteren Pause doch tatsächlich zwei dieser Prachtexemplare erblicken. Sie sind weit oben, doch es ist klar, es sind Adler. Somit ist das auch auf der Bucket-List abgehackt. Trotzdem werde ich mich freuen, wenn ich diese beiden Sachen nochmal sehen darf.
Bei der Ankunft in der Rostahytta empfängt uns Amos wie jeden der vergangenen Tage. Wir ziehen in die Hütte ein und verbringen einen gemütlichen Nachmittag. Gerade als wir das Abendessen bereit machen, treffen viele Leute ein. Sie haben Betten in der Hütte reserviert. Da wir dies aufgrund fehlendem Internet nicht konnten, weichen wir in die kleinere Hütte aus. Dies ist grundsätzlich kein Problem, schade ist nur, dass die ganze Arbeit von Amos (Wasser holen, anfeuern, kleines Holz vorbereiten) nochmal gemacht werden muss.
Ich denke heute auch an das Ende der Tour. Es ist schon verwunderlich, noch vor einigen Tagen wollte ich aufgrund grossen Heimwehs die Tour in Kilpisjärvi allenfalls abbrechen. Heute ist davon kein Gedanke mehr. Ich will klar so weit es geht und sicher ist, laufen. Ich freue mich natürlich trotzdem auf alle Zuhause und auch einfach an das Zuhause sein. Aber Ausblicke, Erlebnisse oder Begegnungen, wie wir sie auf dieser Reise erleben, werden mir fehlen.
So toll das erste Foto! Gut bist du weiterhin unterwegs!